Mittwoch, 5. November 2014

Absaaits und Konsorten

Und an jedem Wochenende ist es wieder soweit...die gesammelte Moderatoren-Schar kämpft um die letzten freien Dudenplätze! Da werden dem Zuschauer Satz- und Wortungeheuer um die Ohren gefeuert und die deutsche Sprache so lange gebogen und gebrochen, bis selbst Bastian Sick nicht mehr weiss, ob der letzte Satz gerade Fußballjargon oder Mittelhochdeutsch war.
Hierbei unterteile ich die Kommentatoren wertneutral in drei Kategorien:

1. Kategorie - der Überbetoner
Beschreibung: Versucht mangelnde Spannung im Spiel mit künstlichen Spannungen in der Sprache zu überspielen. Betont dabei Worte, die im normalen Alltag niemand betonen würde und vermittelt so den Eindruck von Einzigartigkeit. Paart dies häufig mit beliebten lokalen Sprachspasmen wie dem rollenden Rrrr.
bekanntester Verteter: Fritz von Thurn und Taxis
Nervfaktor: mittel

2. Kategorie - der Wortneuschöpfer
Beschreibung: Denkt sich abends vorm Zubettgehen Wortknäuel aus, die vor ihm garantiert noch kein anderer Kommentator benutzt hat. Gelungene Kreationen wiederholt er so lange, bis der geneigte Zuhörer glaubt, es handele sich um Fachbegriffe. Zusätzlich streut er immer wieder bestehende deutsche Worte ein, die im gewöhnlichen Sprachduktus eher selten Verwendung finden - zum Beispiel "Spachduktus". Diese Kommentatoren sind meist äußerst beliebt und die sogenannten Stars der Szene.
Grundvoraussetzung ist ein hohes Maß an Kreativität, ein nicht allzuhohes Maß an Schamgefühl der deutschen Sprache gegenüber und der Mindestverzehr von 5 Tüten Buchstabensuppe täglich.
bekanntester Vertreter: Wolff Fuss
Nervfaktor: niedrig - bis hoch

3. Kategorie - der Dampfplauderer
Beschreibung: Empfindet jede Pause über 10 Sekunden als persönliche Schwäche. Erstickt selbstständige Gedanken der Zuschauer durch einen undurchdringlichen Redefluss im Keim.
Diese Reporter sind meist länger im Geschäft als Hoeneß (und zwar Uli und Dieter zusammen) und verfügen daher über einen nahezu unendlichen Fundus an Fußballfakten und Anekdoten. Die bekanntsten fallen dadurch auf, dass selbst verrückteste Aussprachen eines Wortes von anderen Kollegen übernommen werden. So heisst es etwa heute nicht mehr Abseits, sondern eben Absaaits.
bekanntester Vertreter: Marcel Reif
Nervfaktor: hoch

Aber sind wir mal ehrlich: steckt nicht in jedem von uns ein kleiner Wolff von Thurn und Reif?
Und so verabschiede ich mich mit einem Satz meines Lieblingsfußes (der linke) und verbleibe ehrfürchtig: "Hier ist der Drops gelutscht!"